Gedanken zu Rosh haSchana 5773 von Rabbiner Zinvirt  

 

 

Ein zentrales Gebet an Jom HaKippurim ist dasWidui-Gebet, das Sündenbekenntnis.

 

 

Eine Voraussetzung für die Tschuwa, die Umkehr, ist das Bekennen der Sünden, zu bereuen und natürlich bereit zu sein, diese Fehler in Zukunft nicht mehr zu begehen. 

 

Im Midrasch Tanchuma wird ein Dialog zwischen Rabbi Akiwa und dem bösen Turnus Rufus aufgezeigt, der die Tiefe des Sündenbekenntnisses verstehen lässt:

 

Turnus Rufus fragt Rabbi Akiwa:

 

„Welche Taten haben einen höheren Stellenwert, G´ttes Taten oder die des Menschen?“

 

 

 

Rabbi Akiwa antwortet: „ Die des Menschen.“

 

 

„ Kann der Mensch so einen Himmel und Erde erschaffen, was ist das für eine Antwort“ , fragt Turnus Rufus.

 

 

 „ Dein Beispiel ist nicht relevant, wir wissen, dass der Mensch nicht mit G´ttes Maß gemessen werden kann.“

 

  

Darauf fragt Turnus Rufus: „ Warum machen Juden eine Brit Milah- eine Beschneidung?“

 

 

 

Rabbi Akiwa sagt: „ Ich wusste, dass Du mich das fragen würdest, aber trotzdem habe ich Dir gesagt, das die Taten des Menschen einen höheren Stellenwert besitzen.“

 

 

 

Rabbi  Akiwa brachte ihm Korn und einen gebackenen Teig und fragte:

 

„ Ist dieser Kuchen nicht schöner als das Korn?“

 

 

Turnus Rufus antwortet mit einer Gegenfrage: 

 

„Wenn G´tt eine Beschneidung wünscht,warum kommt der Junge nicht schon beschnitten auf diese Welt?“

 

  

Erwidert Rabbi Akiwa: „ Und warum muss nach seiner Geburt noch die Nabelschnur getrennt werden?

 

Und zur Antwort Deiner Frage, warum er nicht beschnitten geboren wird, antworte ich dir:

 

Dafür haben wir die Pflichten der Thora, die Mitzwot bekommen, um uns durch unsere Taten selbst zu heiligen.“

 

 

 

Ha Maharal in seinem Buch Tiferet Israel erklärt, dass sich Turnus Rufus und Rabbi Akiwa darüber auseinandersetzten, ob die von G´tt erschaffe Welt bereits vollkommen ist oder  nicht.

 

  

Rabbi Akiwa sagt, die Welt ist nicht vollkommen und verlangt geistige Mitarbeit des Menschen, um sie zuvervollständigen.

  

 

Dagegen sieht Turnus Rufus in der Schöpfung die totale Vollständigkeit.

 

Beispielsweise ist für ihn die Beschneidung eine Art Zerstörung etwas Vollendetem.

  

 

Rabbi Akiwa zeigt ihm jedoch die Unvollständigkeit auf, da nach der Geburt die Nabelschnur durchtrennt werden muss, ist auch hier der Einsatz des Menschen gefragt, um die Geburt vollständig abzuschließen.

 

  

Weiter zeigt Akiwas Bespiel, dass der Mensch im Allgemeinen den Kuchen gegenüber dem Korn bevorzugen würde.

 

 

Und Turnus Rufus würde den Kuchen natürlich auch bevorzugen, obwohl an diesem Prozess der Mensch beteiligt ist.

 

  

Somit widerspricht Turnus Rufus seiner Aussage, der bereits bestehenden Vollkommenheit.

 

 

 

Die von G´tt gegeben Mitzwot verlangen von uns Menschen ein uneigennütziges Handeln.

 

 

 

Im Gegensatz zu Turnus Rufus. Dieser sucht in dieser Welt nur seinen eigenen Nutzen, da sie seiner Ansicht nach schon vollkommen sei.

 

 

 Rabbi Akiwa dagegen zeigt, dass G´tt den Menschen darum bittet, ein Teilhaber seiner Arbeit zu sein.

 

  

Er hat den Menschen so erschaffen, dass er in der Lage ist, moralische, ethische Entscheidungen zu treffen.

 

G´tt verlangt von uns, dass wir unseren Anteil mit einbringen und aktiv an der Gestaltung der Welt teilnehmen.

 

Das Bestreben der Weltverbesserung sieht das Judentum als heilige Tat an.

 

Das ist Tschuwa.

 

 

Die Welt wird nur unter der Bedingung vollkommen sein, wenn  der Mensch die religiösen, geistigen und uneigennützigen Werte erkennt.

 

Wenn wir in der Lage sind so zu handeln, werden wir eine Vollkommenheit erreichen.

 

 

 

Das Sündenbekenntnis, Widui, zeigt uns Menschen unsere eigene Unvollständigkeit auf. Unser Körper, die Materie, ist unvollständig.

 

Nur durch den geistigen Einsatz, kann erdie Vollständigkeit erreichen.

 

 

 

Wir hoffen für uns und die Welt, dass durch unsere Taten unser Ziel erreicht wird.

 

  

Jeder Tag ist ein Tag der Schöpfung, Briat ha Olam. G´tt gab uns diese Welt und die Mitzwoth, um sie von uns Menschen zu verbessern und um so seine begonnene Schöpfung zu vollenden.

 

 

 

Ich wünsche Ihnen

 

ein gutes und süßes neues Jahr,

 

Schana tova u metuka.

 

Mögen Sie im Buch des Lebens eingeschrieben und besiegelt sein.

 

 

 

Ihr Rabbiner Yaacov Zinvirt