An Rosch haSchana wird eingeschrieben und an Jom Kippur wird besiegelt.

 

Rosch HaSchana bedeutet Kopf des Jahres und ist das Jüdische Neujahrsfest.

Rosch HaSchana wird am 1. und 2. Tischrej gefeiert.

Jom Kippur ist am 10. Tischrej, Versöhnungsfest und höchster jüdischer Feiertag. Die Tage zwischen Rosch HaSchana und Jom Kippur nennt man Tage derUmkehr –Asseret Jemej Tschuwa.


 

JomKippur beginnt mit dem Gebet Kol-Nidrej, d.h. alle Gelübde.

Gelüb debedeutete Einschränkungen und Versprechungen, die sich der Mensch selb stauferlegt hat. Der Sinn des Gebetes ist es, sich von all diesen Gelübden, sowohl für dieVergangenheit als auch für die Zukunft, diese für nichtig erklären und sich davon zu befreien.

Es stellt sich nun die Frage, warum Jom-Kippur gerade mit diesem Gebet Kol Nidrej beginnt?

Warum wird dieses Gebet nicht an einer anderen Stelle, wie beispielsweise beim Sündenbekenntnis Vidui… gebetet?

Oder gibt es hier eine viel tiefere Bedeutung?

Um diese Frage beantworten zu können, müssen wir zuerst klären, was ein Gelübde ist?

Oder, was bewegt den Menschen dazu ein Gelübde abzulegen?

In diesem Sinne hier sind Gelübde zusätzliche persönlich formulierte Beschränkungen.

Beispielsweise ist das Trinken von Wein in unserem Glauben nicht verboten. Es gibt jedoch Menschen, die sich das Alkoholtrinken selbst untersagen, um nicht in die Lage der Trunkenheit zu gelangen. Die Psychologie die dahinter steckt, zeigt uns, wie schwach der Mensch doch eigentlich ist, so dass er zusätzliche Verbote hinzufügt.

Der Mensch ängstigt sich enorm davor, an seine Grenzen zu gelangen und dann eine Sünde zu begehen.

Weil ihm G´ttvertrauen fehlt, entfernt er sich durch zusätzliche Gelübde von seinen Grenzen.

Gleichzeitig fürchtet sich der Mensch sehr vor gesellschaftlichem Druck, dem er nicht standhalten kann.

Wird der Druck der Gesellschaft manchmal zu groß, kann es doch passieren, dass er Dinge tut, die er eigentlich nicht tun wollte. Die Bedeutung des Gebets des Kol-Nidrej steht nicht nur mit dem Gelübde des Einzelnen in Verbindung, sondern ist auch ein Gebet mit der Bitte an G´tt, uns von all unseren Zwängen zu befreien und uns in einen befreiten Grundzustand zurückzuführen, so wie der Mensch ursprünglich war.

Wir bitten darum, dass unser Glauben an G´tt gefestigt werden möge, ohne gesellschaftlichen Druck, damit wir in Zukunft keine Gelübde brauchen.

Dies zeigt uns auch das Schofarblasen.

Der erste Ton ist ein sehr langer und durchgehender Ton. Er steht für den ursprünglichen Zustand, das ist der Mensch ohne Sünde, so, wie er geboren wurde.

Der mittlere Ton ist unterbrochen und ein Symbol für Schwankungen im Leben des Menschen.

Der abschließende Ton ist wieder durchgehend symbolisiert unser ursprüngliches Ziel, zu dem wir gelangen möchten.

 

Wie intensiv der Druck der Gesellschaft ist, wird beim folgenden Traktat Brachot-Segenssprüche deutlich.

 

Und als Rabbi Jochanan ben Sakai krank wurde, traten seine Schüler ein, um ihn zubesuchen.

Siesprachen zu ihm:

"Unser Lehrer, segne uns."

Er antwortete:

"Möge es der Wille G´ttes sein, dass Eure Furcht vor dem Himmel in Euch sei, wie die Furcht vor einem Menschen aus Fleisch und Blut."

Seine Schüler sprachen nur bis hierher und nicht weiter.

Rabbi ben Sakkai sagte noch zu ihnen: "Gebe es G´tt, dass dem so wäre. Wisst ihr, wenn ein Mensch eine Sünde begeht spricht er: Das mich bloß kein Mensch dabei sehen möge."

 

Ich wünsche uns allen für das Jahr 5773, dass wir uns durch das Kol-Nidrej und andere Gebete G´tt nähern können und so den richtigen Weg zur Um- und Einkehr, zur Tschuwa finden mögen.